Meine Gesundheit steht nicht zum Verkauf!

Offener Brief an meine Arbeitskollegen

Während die Menschen aktuell von einer Pandemie bedroht werden, deren Ausmaße uns alle in den unterschiedlichsten Formen trifft und deren Ausgang manchmal sogar tödlich sein kann, sind wir gleichzeitig auch alle einem erhöhten Gesundheitsrisiko durch das zu lange Tragen einer FFP2-Schutzmaske ausgesetzt.

FFP2 Masken nicht praxistauglich
„Artikel aus der Kronen Zeitung vom 26.03.2021“

In so einer unsicheren Zeit sollte die Gesundheit und soziale Sicherheit der Menschen oberste Priorität haben. Da jeder Mensch auch ein individuelles Lebewesen ist und jeder Körper anders auf solche Dinge reagiert: Die einen bekommen kaum Luft, andere haben Angstzustände, andere fühlen sich zu sehr unter Druck gesetzt, wieder andere sind direkt betroffen, da sie liebe Menschen in ihrem Umfeld durch das Corona-Virus verloren haben, andere haben diverse Vorerkrankungen, wie Asthma oder andere Atemwegserkrankungen und vieles mehr.  

In so einem Ausnahmezustand gilt es die anstehenden Arbeiten – so gut es geht – unter allen Mitarbeitern aufzuteilen, um niemanden zu überfordern.

Dies bedeutet auch, dass alle Unternehmen, zumindest unter den aktuell herrschenden Bedingungen, nicht die Mitarbeiter noch zusätzlich mit Überstunden zu belasten haben, sondern aus meiner Sicht in der Pflicht stehen, mehr Mitarbeiter anzustellen, um die zu erbringende Normal-Arbeitszeit, die bereits schon eine enorme Belastung darstellt, nicht noch mit unnötigen Überstunden weiter zu belasten, als sie dies durch die aktuelle Situation eh schon sind.

Ich appelliere daher mit diesem offenen Brief, den eingeschlagenen Weg zu überdenken und sowohl von politischer Seite als auch von Unternehmerseite her sofort einzulenken. 

Wir sind alle Menschen und daher haben wir uns alle gegenseitig zu schützen und uns nicht gegenseitig das Leben schwerer zu machen, als es aktuell ohnehin schon ist.

Anbei mein offener Brief, den ich persönlich auch an die im Brief angesprochenen Kollegen, die an meinem letzten Arbeitstag anwesend waren, überreicht habe. 

Ich hätte gerne weitergearbeitet, aber ich konnte leider nicht mehr, da ich nicht bereit bin, mit zusätzlichen Überstunden meine Gesundheit noch mehr zu belasten, als ich dieses ohnedies bisher bereits belastet habe. 

Liebe Kollegen,

wie ihr von Anfang an wusstet, habe ich mit einer einfachen MNS-Maske bereits meine Schwierigkeiten gehabt.

Deshalb durfte auch ich dank der Marktleitung über lange Zeit ein Gesichtsschild tragen – dafür bedanke ich mich herzlich. 

Aufgrund der FFP2 Masken die ein freies Atmen noch zusätzlich verschärft, habe ich besonders zu leiden gehabt, doch ich habe dies akzeptieren müssen, da es eine gesetzliche Verordnung dazu gab und meine Hausärztin leider aufgrund einer Weisung von der Ärztekammer mir kein gesundheitliches Attest schreiben wollte – obwohl ich mit ihr lange über meine Beschwerden gesprochen habe.

Sie meinte nur, dass ich mich daran schon gewöhnen würde, was ich – gelinde gesagt – als eine zutiefst unmenschliche Antwort hielt und für einen Arzt, der einen Eid auf den medizinischen Schutz von Menschen geleistet hat, seiner Berufsausübung daher unwürdig ist. 

Anfangs habe ich mit meiner Bereichsleiterin ausgemacht, dass ich nach 2 Stunden FFP2-Maskenpflicht eine halbe Stunde Pause mache, dann nach 2 weiteren Stunden wieder eine halbe Stunde und nach weiteren 2 Stunden Arbeit nach Hause gehe.

Das sind dann 6 Stunden und als Teilzeitkraft mit einer 30-Stundenwoche sollte sich bei einer 5-Tageswoche die 30 Stunden ausgehen. Ich wäre zudem bereit, wenn viel zu tun wäre, auch am Samstag zu kommen, ebenfalls 6 Stunden, dann würde ich auch 6 Überstunden pro Woche machen.

Doch leider scheint dies nicht möglich zu sein, da der Marktleitung die wirtschaftliche Leistung, sprich Umsätze und Gewinne wichtiger sind als die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Und dass, obwohl diese Supermarktkette im letzten Jahr absolute Rekordzahlen feierte.

Ich denke, dass gerade in Zeiten einer Pandemie nicht das Hauptaugenmerk bei Umsatz und Gewinne liegen sollte, sondern eher doch am Wohl der arbeitenden Menschen, die all dies ermöglicht haben. Doch offensichtlich ist der einzelne Mensch nichts wert, wenn dieser nicht so funktioniert, wie die Besitzer dieser Supermarktkette meinen, da offenbar am Ende nur der Umsatz und die zu erreichenden Gewinne zählen. 

Ich finde diese Art von Wirtschaftspolitik zutiefst unmenschlich. 

Da mir meine Gesundheit wichtiger ist als ein paar Euro mehr in der Tasche, bleibt am Ende nur ein Weg für mich übrig – nämlich zu gehen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Kollegen im Markt für den kollegialen Umgang mit mir bedanken, ihr seid alle Helden, die täglich Unmenschliches leisten müssen – vor allem seit es diese FFP2-Maskenpflicht gibt.  

Insbesondere möchte ich mich noch im Speziellen bei den Kollegen der Hartware, mit denen ich besonders viel Kontakt hatte, bedanken, zu deren Abteilung ich gehörte.

In alphabetischer Reihenfolge:

  • Danke an Alexander, dem Lehrling, mit dem ich mich sehr gut verstanden habe – ich wünsche dir alles gute weiterhin bei deiner Ausbildung.
  • Danke an den Betriebsrat für das offene Ohr und die Orientierung. 
  • Danke Dir Billy, dass Du immer ein offenes Ohr hattest, mich und meine gesundheitlichen Probleme sehr gut verstanden hast und viel Geduld mit mir hattest. Leider war die Zeit viel zu kurz und für mich zu anstrengend, darum war vielleicht auch die Kommunikation nicht die Beste. 
  • Danke, liebe Barbara, für Deine stets freundliche und hilfsbereite Art.
  • Danke, liebe Claudia, für Deine Hilfe vor allem zu Beginn und der oftmaligen Orientierung im Markt. 
  • Danke, Michi, für Deine Orientierung und Einschulung, offensichtlich scheine ich etwas zu langsam gelernt zu haben.
  • Danke, Werner, für Deine fachliche Orientierung bei den elektronischen Gerätschaften und Hilfe bei den Retouren. 

Danke an die stets superfreundlichen Mitarbeiter an der Rezeption und allen Kassenmitarbeiter/innen.

Am Ende sage ich auch danke an die Marktleitung, für die Chance, die ich bekommen hatte – nach sehr langer Arbeitslosigkeit.

Da jedoch die Umsatzzahlen wichtiger erscheinen, als die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter, ist ein vorzeitiges Ende meiner Mitarbeit unausweichlich geworden, da für mich meine Gesundheit an erster Stelle steht. 

Bleibt alle gesund und alles Gute für die weitere Zukunft. 

Man sieht sich sicher wieder einmal, wie sooft im Leben.

In Freundschaft.

Alexander Zirkelbach 

P.s.: Dieses Schreiben wird auch in meinem privaten Blog (www.alexanderzirkelbach.net) veröffentlicht, an die Geschäftsleitung der Supermarktkette und auch an den Bundespräsidenten Österreichs, wie auch an alle politischen Parteien gesendet. 

Vielleicht bewegt dieses Schreiben etwas, damit in Zukunft ein menschenwürdigerer Umgang unter den Menschen möglich wird.